EDITORIAL 3
W i r s in d g e r n e v e r r ü c k t
D
ie m eisten M en sch en h ab en ein
H obby oder zum indest ein Faible
für bestim m te D inge, u n d sie ste-
cken viel Zeit, Energie und häufig auch eine
ganze M enge Geld in dieses Steckenpferd.
Oft w ächst da über die Jahre etwas, der
H o bbyist vertieft sich in die M aterie,
kauft, tauscht, ergänzt, liest, erprobt, repa-
riert u n d diskutiert, bis er es eines Tages
fast zu einem Experten auf seinem Gebiet
gebracht hat, dessen W issen dem der sich
professionell m it dem Them a befassenden
Spezialisten kaum nachsteht.
Die allerm eisten dieser Z eitgenosssen
lieben es, m it ih ren M itm en sch en au s-
führlich über ihre Leidenschaft zu plau-
dern u n d ih n en die Faszination dersel-
ben zu schildern u n d zu dem onstrieren.
Ein A u to n arr w ird seine M ission n icht
eher als erfüllt ansehen, bis Sie in seinem
W agen zu einer Probefahrt Platz genom -
m en haben. Ein H obbyfotograf w ird d a-
ra u f bren n en , Sie zu einer F oto-E xkur-
sion zu überreden oder zum indest einige
Fotos von Ih nen oder Ihren Liebsten zu
m achen. E in b eg e isterter H o b b y -
koch, v o n d en en
es ja au ch einige
Z eh n tau sen d e im
L ande geben soll,
w ird Ih n e n n ic h t
n u r
R a tsc h lä g e
dazu geben, wie Ihre
S p eisen zu k ü n ftig
an G eschm ack gew innen u n d w o m ö g -
lich sogar noch E rnährungstipps für Sie
b ereithalten, so n d e rn Ih n en auch gern
sein Reich, in dem er die K östlichkeiten
zubereitet, zeigen - u n d in nicht w enigen
Fällen erst Ruhe geben, w enn er Sie zum
selbstgekochten M enü einladen darf.
Oft ist der Lohn für die intensive K om -
m u n ik a tio n d a n n auch ein erstau n tes
bis begeistertes R aunen des U nw issen-
den, das bis zu r B ew underung reicht.
O d er h ab en Sie jem als erlebt, w ie d er
stolze
E ig e n tü m e r ein er k o stsp ie li-
gen K arosse oder einer teu ren K am era,
einer edlen U h r oder auch einer L uxu-
sküche fü r v errü ck t erk lärt w urde, so
viel G eld in etw as völlig Ü berflüssiges
o d er g ar U n n ü tzes gesteckt zu haben?
U n d w ie sieht es b eim H o m o M usicus
aus? W en n er ü b erh au p t den M u t auf-
bringt, sich zu seiner Passion zu beken-
nen, dan n zum eist eher schüchern u n d
verschäm t, denn aus E rfahrung w eiß er,
dass m an ganz schnell nicht nur in ungläu-
bige Gesichter blickt, w enn m an gesteht,
gleich m eh rere T au sen d E uro
in das E quipm ent für hochw er-
tige M usikw iedergabe gesteckt
zu haben, vielm ehr ist heftiges
K opfschütteln die Regel, v er-
b u n d e n m it d e r Frage nach
dem aktuellen Geisteszustand.
M ir sin d
diese
R e ak ti-
o n e n
im m e r
w ie d e r
ein
Ab sofort im Handel erhältlich:
das STEREO-Sonderheft PHONO
Rätsel, obw ohl m ir klar ist, dass m an m it
ein er rau m g reife n d en u n d n ich t ganz
b illig en A nlage g erad ezu p ro v o ziert.
A ber w arum sollte m an m it etwas h in -
te r d em B erg h alten , das ein u n v e r-
gleichliches W o h lg efü h l b esch ert u n d
E n tsp a n n u n g u n d A n re g u n g bietet?
U n d dessen Q ualitäten auch fü r u n g e-
schulte G äste-O hren leicht erlebbar sind?
Dass m an in anderen Teilen der W elt oft
eine gänzlich andere Einstellung zu HiFi
vertritt und sehr offensiv m it „der schöns-
ten N ebensache der W elt“ um geht, zeigt
m öglicherw iese ja auch der E igentüm er
des chinesischen E lektronik-Z ulieferers
G oerT ek: D er sch m ü ck t sein P ortfolio
fortan m it dem dänischen L autsprecher-
hersteller D ynaudio, dessen M ehrheit er
E nde O k to b er erw arb. M e h r dazu auf
Seite 9.
Eine b esonders schöne F acette u n se -
res H o bbys w ird au ch im ak tu ellen
STEREO-Sonderheft „PH O N O “ beleuch-
tet, in dem sich alles ru n d um die schw ar-
zen Scheiben u n d die zu ih rer W ied er-
gabe nötigen G eräte dreht. Viel V ergnü-
gen bei der Lektüre dieser A usgabe der
STEREO und der PH O N O w ünscht Ihnen
12/2014 STEREO 3